Samstag, 7. August 2010

Und, wie geht's?

Wie oft werde ich das gefragt? In meinem Blog steht schon lange nix Aktuelles mehr.

Ein gutes Zeichen? Bei Treffen mit Bekannten und Freunden könnte ich nach der Frage zum Stimmungskiller werden. Keiner weiß, was er darauf sagen soll. Verständlich – ginge mir genauso. Außerdem ist meistens Christine an meiner Seite, die meine Geschichten ständig hautnah mit erlebt und auf ständige Wiederholungen natürlich nicht besonders scharf ist. Auch ich habe nicht die Lust mich mehr als nötig mit der Materie auseinander zu setzen.
Meistens ist meine Antwort dann auch ein: „Mir geht es gut“. Und meistens stimmt das auch. Also doch ein gutes Zeichen.

Zur Zeit versuche ich den gedanklichen Kontakt mit der Krankheit so flach wie möglich zu halten. Was bringt es mir, wenn ich mir ständig sage, dass ich krank bin? Unweigerlich folgt die Frage wie lange und mit welchem Ausgang dieser Zustand weiter geht. Eine schlaflose Nacht ist das Ergebnis.

Es gab mal einen Versuch. Einen recht makaberen Versuch. Menschen mit Krebs wurde ein Medikament verabreicht. Die einen bekamen es tatsächlich, die anderen nicht. Bei den Probanden, welche den Placebo erhielten traten interessanterweise genauso oft Nebenwirkungen wie Übelkeit und Haarausfall auf.
Das gab es auch bei anderen Versuchen. Wer die Nebenwirkungen des angeblich verabreichten Medikaments kannte, bekam sie meist auch.

Was liegt also näher als seinen Körper damit zu unterstützen, indem man ganz fest an den Erfolg der Therapien glaubt – ja, davon überzeugt ist?
Das fällt nicht immer leicht.
Immer mal zwickt und zwackt es hier und da. Muss das aber gleich ein Tumor sein? Früher hat es auch ab und zu gezwickt.
Dann und wann habe ich Kopfschmerzen. Na und! Die hatte ich vorher auch schon.
An manchen Tagen schmerzen manche Gelenke und schwellen an. Auch das kenne ich schon lange genug. Mit 18 war ich deshalb stationär in Behandlung, so stark war das.
Mit Ausnahme der Schmerzen, als das mit dem Tumor hinter dem Auge war, kann ich die Frage danach eigentlich verneinen. Trotzdem kommt immer wieder von Ärzten die Frage danach. Muss ich mir deshalb Sorgen machen? Ich mache es wie immer. Vor einiger Zeit gab es da einen Spruch in hessisch, der ständig benutzt wurde: „Komme lasse, dubbe lasse, fortschieße.“

Die Chemo, die ich zur Zeit bekomme, scheint NEIN! wirkt gut. Ich kann kein Tumorwachstum feststellen. Deshalb wird sie auch weiter fortgesetzt.

So hangele ich mich von einer Nachsorgeuntersuchung zur anderen. Alle drei Monate die Anspannung vor dem Gespräch mit der Onkologin. Die Zeit dazwischen will ich genießen. Ohne Ablenkung – das wäre schön.
Nur die Nebenwirkungen der Chemo holen mich immer wieder auf den Teppich. Drei, vier Tage lang muss ich wieder schnaufen, die Verdauung stockt und der Bauch ist gebläht und drückt. Dann fange ich trotz angenehmer Temperaturen an zu frieren. Ein paar Stunden danach ist mir wieder heiß und ich habe Temperaturen um 39°C. Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei, um gegen Abend erneut zu beginnen. Nach drei Tagen ist wieder alles normal.
In solchen Zeiten fällt es mir am schwersten unangenehme Gedanken fern zu halten.

Meine letzte Chemo bekam ich vor drei Tagen.