Donnerstag, 10. Februar 2011

Die lieben Zimmernachbarn.

Bei meiner stationären Aufnahme wurde ich in ein 3-Bett-Zimmer gelegt. Ich bekam Bett Nr. 3 am Fenster. Bett 1 an den Schränken war bereits mit einem älteren Herren belegt. Das Bett in der Mitte war noch frei.

Mein Bettnachbar machte eigentlich einen netten Eindruck. Bis er abends sein wahres Ich zeigte.
Punkt 22 Uhr machte er sein Licht aus. Da dachte ich mir noch nichts dabei. Ich telefonierte gerade mit Christine um ihr eine gute Nacht zu wünschen.
Um 22:10 Uhr löschte auch ich mein Licht. Da kam von Christine noch eine SMS: „Der Fernseher ist kaputt, und zeigt nur noch ein schwarzes Bild!“
Na gut, sicher ein Problem, das sich schnell lösen lässt. Also rief ich sie kurz zurück. 
Das hätte ich wohl nicht tun sollen. Plötzlich kam ein lautes „Muss das so laut sein!?“ vom Nachbarbett herüber geschallt. „Um 22 Uhr werden hier die Telefone ausgeschaltet, und Handys sind hier eh nicht erlaubt!“
Da ich nicht auf eine Konfrontation aus war, führte ich unser Gespräch im Flüsterton zu Ende.
Immerhin funktionierte später der Fernseher wieder.

Am nächsten Morgen kam schon um 6:30 Uhr der Patient für das mittlere Bett auf's Zimmer.
Ein Grieche in Begleitung seiner Frau. Lautstark verstaute er seine Klamotten im Schrank. Direkt neben dem Bett des empfindlichen Nachbarn. Der chaotische Praktikant (das ist aber eine andere Geschichte) durfte die Patientenaufnahme durchführen. Irgendwie konnten der Grieche und der Praktikant aber nicht die gleiche Kommunikationsebene finden. Daher zog sich die umständliche Befragung in die Länge.  
Naja, es folgten noch Einweisungen durch die Schwester, verbunden mit der Nachricht, dass er doch nicht wie erwartet um 9 Uhr in den OP kommt, sondern erst gegen 11 Uhr. Was den Griechen zu Diskussionen hinreißen ließ, warum er dann schon so früh einbestellt worden sei.
Alles nicht gerade zur Freude des Ruhe bedürftigen Zimmergenossen in Bett 1.
Er muss wohl schlimmeres geahnt haben, denn bei der Visite fragte er den Professor, ob es nicht die Möglichkeit gäbe in ein anderes Zimmer verlegt zu werden.
Anscheinend gab es die Möglichkeit. Denn als ich mittags aus dem OP zurück kam, war sein Platz von einem anderen Patienten belegt.
Das war ein ganz cooler. Da kamen so Sprüche wie: „Ein Biker kennt keinen Schmerz.“ „Darf ich vorstellen, mein Name ist Winnetou-Kowalski.“ Den alten Witz kennt wohl jeder.
Als es dann um das Ziehen des Blasenkatheters ging, war er der festen Überzeugung, dass der Schwester das Spaß machen müsste. Worauf der Arzt meinte, dass die Schwester morgen 28 wird und ihr sicher andere Sachen mehr Spaß machen würden.

Der Grieche aus dem mittleren Bett war noch im OP. Dafür hielt seine Frau die Stellung.
Diese Südländer sind schon ein Völkchen. Zumindest essen sie laut. Schmatzen und Schlürfen scheint zum guten Ton zu gehören. Das fällt umso mehr auf, je leiser es im Zimmer ist (kommt selten genug vor).
Ich kam frisch aus dem OP und wollte noch eine Mütze Schlaf nehmen. Da packt die Frau des Griechen, die eigentlich eher wie eine typische italienische Mama aussah, lautstark Bonbons aus einer Tüte aus. Damit aber nicht genug. Die wurden nicht gelutscht. Nein, sie hat sofort damit begonnen sie zu zermahlen. Meine Güte, dass der Kiefer das ausgehalten hat. Das krachte Mark erschütternd.
Zwischendurch war die Mama mal auf dem Flur. Nur das Handy ihres Mannes lag auf dem Nachtschrank direkt neben meinem Kopfteil. Das musste natürlich klingeln. Die Lautstärke stand auf Maximum. Noch ein bisschen länger, und der zugeschaltete Vibrationsalarm hätte es vom Tisch befördert. So war es aber auch auf dem Flur zu hören, denn die Mama kam ins Zimmer gestürmt, riss das Handy an sich und rief ein lautes „Äh!?“ ins Telefon. Nach einem kurzen aber nicht leiserem Gespräch verließ sie wieder das Zimmer. Leider ohne Handy... 
Der Anrufer hatte wohl was vergessen und rief gleich noch mal an. Das obige Schauspiel wiederholte sich wie ein Deja vu.
Das mit dem Schmatzen kam erst am nächsten Tag beim Frühstück. Ich fand's aber eher witzig. In ein Restaurant kann man den jedenfalls nicht lassen.

Nachmittags wurde ich in ein anderes Zimmer verlegt. Da mich der Professor selbst betreut, könnte ich auch gleich in ein Zimmer für Privatpatienten. Außerdem wird so wieder ein Bett für einen gemeinen Kassenpatienten frei.
Toll! Wieder hatte ich ein Zweibett-Luxus-Zimmer für mich alleine. Die Nacht war traumhaft.

Das änderte sich aber heute Mittag. Ich bekam wieder einen älteren Herren aufs Zimmer.
Einen netten aber unruhigen Herrn. Ständig ist er was am suchen. Er hat es geschafft, bei der Verlegung vom Nachbarzimmer hier her, sein Handy zu verschlampen.
Er legt sich aufs Bett, schläft sofort ein, schnarcht ein bisschen, um nach nicht ganz fünf Minuten wieder wach zu werden. Dann steht er auf, geht auf den Flur und lässt die Tür offen. 
Draußen herrscht reges Treiben.
Also stehe ich auf und schließe die Tür.
Kurz darauf kommt der nette Herr wieder – und lässt die Tür auf!
Also stehe ich auf und schließe die Tür. Es ist ja gut, wenn ich mich etwas bewege.
Er legt sich aufs Bett und …? Genau: siehe oben.
Diesmal kommt er aber mit Besuch wieder auf das Zimmer. 
Die lassen alle die Tür auf.
Das macht aber nichts, denn Frau, Tochter und Enkelin meines Zimmergenossen sind so laut, dass vom Treiben im Flur nichts mehr zu hören ist.

Warum muss ich auch in ein Krankenhaus im Pott gehen? Diese Rheinländer sind doch dafür bekannt etwas aufgeweckter zu sein. Zu dieser Jahreszeit muss ich wohl auch damit rechnen, dass hier eine Faschingssitzung abgehalten wird, oder zumindest mein Bettnachbar eine Büttenrede vor trägt.

„Wolle mer se rei lasse?“ 
Ach, bitte nicht.

P.S.:
Ich bekomme etwas Angst. Mein Bettnachbar zieht gerade sein Nachthemd an! (Es ist 18:20 Uhr.) 

Mittwoch, 9. Februar 2011

Auf dem Rücken aufgeräumt.

Am 7.02. bin ich wieder planmäßig im Klinikum E.-W. aufgeschlagen.
Diesmal haben mich meine Schwiegereltern, Christine und Max mit dem Auto gebracht.
Das Laufen und längeres Stehen klappt noch nicht so gut. Deshalb habe ich auf die Bahnfahrt verzichtet.

Am 8. wurde ich dann von 9:30 Uhr bis etwa 11:30 Uhr operiert. Gegen 17 Uhr war ich schon auf eigenen Beinen zum Kiosk gelaufen. Die machen hier klasse Narkosen. Da hängt man nicht mehr den für Rest des Tages in den Seilen.
Die OP ist wohl gut gelaufen. Diesmal wurden der kleinere Tumor links der Wirbelsäule und der inzwischen sehr groß gewordene Tumor rechts der Wirbelsäule entfernt. Natürlich liegen da auch wieder zwei von meinen heißgeliebten Redondrainagen drin. :-(
Professor P. meinte, ich könne dann selbst entscheiden, wann ich wieder nach Hause möchte.
Ich werde natürlich abwarten, bis die Drainagen gezogen sind. Es könnte also schon am Freitag wieder Richtung Heimat gehen. Aber lieber mal abwaren.