Peterchens Irrfahrten
Und dann kommt alles anders.
Freitag, 4. März 2011
Wieder ein Tumor weniger.
Donnerstag, 10. Februar 2011
Die lieben Zimmernachbarn.
P.S.:
Ich bekomme etwas Angst. Mein Bettnachbar zieht gerade sein Nachthemd an! (Es ist 18:20 Uhr.)
Mittwoch, 9. Februar 2011
Auf dem Rücken aufgeräumt.
Diesmal haben mich meine Schwiegereltern, Christine und Max mit dem Auto gebracht.
Das Laufen und längeres Stehen klappt noch nicht so gut. Deshalb habe ich auf die Bahnfahrt verzichtet.
Am 8. wurde ich dann von 9:30 Uhr bis etwa 11:30 Uhr operiert. Gegen 17 Uhr war ich schon auf eigenen Beinen zum Kiosk gelaufen. Die machen hier klasse Narkosen. Da hängt man nicht mehr den für Rest des Tages in den Seilen.
Die OP ist wohl gut gelaufen. Diesmal wurden der kleinere Tumor links der Wirbelsäule und der inzwischen sehr groß gewordene Tumor rechts der Wirbelsäule entfernt. Natürlich liegen da auch wieder zwei von meinen heißgeliebten Redondrainagen drin. :-(
Professor P. meinte, ich könne dann selbst entscheiden, wann ich wieder nach Hause möchte.
Ich werde natürlich abwarten, bis die Drainagen gezogen sind. Es könnte also schon am Freitag wieder Richtung Heimat gehen. Aber lieber mal abwaren.
Montag, 17. Januar 2011
Gaaanz langsam wird's wieder.
Diesmal bin ich aber nicht mit dem Zug gefahren. Ich wollte der frischen OP-Wunde am Rücken nicht das Heben meiner Reisetasche zumuten.
Die Fahrt mit dem Auto hätte aber auch nicht länger dauern können. Thomas, der mich abholte, ist schon extra zügig gefahren. Mit dem Zug wäre das wirklich nicht gut gewesen.
Frisch zuhause angekommen, hielt ich es auch nicht lange im Wohnzimmer aus, und zog mich frühzeitig in mein kuscheliges Bett zurück. Hier schläft sich doch wirklich am besten. Durch die tolle Tempur-Matratze hatte ich auch ganz schnell keine Schmerzen mehr in den Hüftgelenken.
Allerdings war ich ganz schön kurzatmig. Dazu kam ein kräftiges Druckgefühl unterhalb des Brustbeins. Das machte mir etwas Sorgen (im Bild gelb eingezeichnet).
Ich darf natürlich nicht vergessen, dass ich die Tage im Krankenhaus überwiegend in liegender Position verbracht habe, und die Operationen schließlich auch nicht ohne Blutverlust vonstatten gingen. Alleine in den Redonflaschen haben sich nach der OP noch ein großes Wasserglas voll angesammelt.
Inzwischen hat sich mein Fitnesszustand wieder etwas gebessert. Draußen frische Luft schnappen und mehr Bewegung haben da schon geholfen.
Trotzdem ist natürlich diese Anspannung vorhanden.
In der rechten Bauchdecke habe ich wieder einen neuen Knoten ertastet (rot eingezeichnet), und der große, noch am Rücken verbliebene, ist auch größer geworden. Dazu habe ich festgestellt, dass meine linke Brust vergrößert ist. Einen Knoten kann ich da aber nicht tasten.
Aber zwischen den Operationen brauche ich auf jeden Fall meine Ruhepausen. Das merke ich schon.
Jetzt heißt es abwarten und zeitnah die richtigen Metastasen zur OP auswählen.
Am Mittwoch gehe ich erst mal zum Verbandwechsel zum Hausarzt. Mir gehen nämlich meine Pflaster aus.
Am Freitag sollen dann die Fäden gezogen werden.
Dann kann ich endlich wieder von Kopf bis Fuß duschen und muss nicht auf irgendwelche Verbände Rücksicht nehmen.
Der nächste Krankenhausaufenthalt ist für Anfang Februar angedacht. Wann genau, werden wir noch beraten.
Freitag, 14. Januar 2011
Wieder ein paar Metastasen weg.
Dienstag, 4. Januar 2011
Heute geht's heim!
Doch die Ärzte haben sich untereinander abgesprochen und entschieden, dass die letzte OP schließlich kein Pappenstiel war, um gleich eine weitere Operation hinterher zu schieben.
So sind wir überein gekommen, dass ich etwa am 10. Tag nach dieser OP zum Klammerentfernen wieder hier her komme und dann da bleibe.
Das wäre ein Kompromiss.
Jetzt warte ich nur noch auf die Visite und das endgültige OK das Haus verlassen zu dürfen.
Dann werde ich mir das nächstmögliche Bahnticket in Richtung Heimat besorgen, und ab geht es.
Montag, 3. Januar 2011
Graphisch dargestellt
Heute werde ich erfahren, wann wir uns den nächsten Knoten vornehmen. Das wäre dann der in der linken Gesäßhälfte.
Wenn alles gut läuft, kann ich vielleicht am Wochenende erst mal wieder nach hause.
Nach der Operation am 13.12. haben wir Tumormaterial zum Genchip-Test eingeschickt. Das Ergebnis lässt wieder hoffen. Mit den Daten wird versucht eine geeignete Therapie zu basteln.
Professor P. drückte das so aus: "Das zeigt, dass wir noch nicht alle Pfeile aus unserem Köcher verschossen haben."
Ziel ist es jetzt operativ die Tumorlast zu reduzieren. Sobald die Wunden verheilt sind, soll mit der medikamentösen Therapie begonnen werden.
Wir sind zwar nicht so optimistisch, dass wir uns davon eine komplette Heilung versprechen. Aber ein lohnenswertes Ziel wäre schon mal eine Eindämmung des Wachstums auf ein erträgliches Maß.
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Samstag, 1. Januar 2011
FROHES NEUES JAHR!
Mittwoch, 29. Dezember 2010
frisch operiert
Dienstag, 28. Dezember 2010
Wieder im Krankenhaus
Freitag, 17. Dezember 2010
Entlassungstag
Mittwoch, 15. Dezember 2010
Sehr positiv überrascht!
Donnerstag, 9. Dezember 2010
Um eine Woche verschoben.
Den Termin legten wir so frühzeitig, damit ich pünktlich vor der Geburt unseres Sohnes wieder im Lande sein kann.
Jetzt hat es sich Max doch anders überlegt, und kam schon am 2. Dezember zur Welt.
Daher schlug mir Professor P. von sich aus eine Verschiebung des Termins um eine Woche nach hinten vor.
Das Angebot habe ich natürlich gerne angenommen. Sonst wäre Christine mit dem Kleinen am Sonntag nach Hause gekommen, und ich gleich am nächsten Morgen wieder verschwunden.
Gerade die ersten Tage sind für uns alle eine Umstellung. Vieles muss sich erst einspielen, und einiges an Papierkram erledigt werden. Da ist es schon besser, wenn man zu zweit ist.
Außerdem sollte mein Sohnemann schon noch mit bekommen, dass da auch noch der Papa wohnt.
So werde ich also nächsten Montag, am 13. Dezember in die Klinik gehen.
Donnerstag, 25. November 2010
Wieder unter das Messer
Am liebsten würde ich ja auf einen Schlag alle Metastasen wegoperieren lassen. Mir ist aber auch klar, dass dies nicht geht.
Donnerstag, 30. September 2010
Abwarten ...
Mittwoch, 22. September 2010
Untersuchungsergebnis
Erst mal der übliche Chemo-Termin. Der dauerte von 7:30 – 10:00 Uhr. Das ist für mich ja nichts besonderes. Mehr Bammel hatte ich vor dem Termin um 12 Uhr. Da wollte mir nämlich meine Onkologin Frau Dr. D. das Ergebnis der MRT- und CT-Untersuchungen von letzter Woche mitteilen.
Da ich schon um 10 Uhr mit der Chemo fertig war, sollte ich mich einfach schon mal oben im Vorzimmer der Ärztin melden. Sicher bräuchte ich dann nicht so lange warten.
Gesagt, getan. Die nette Frau im Vorzimmer versprach mir auch gleich mich nach Erscheinen der Ärztin sofort aufzurufen.
Um 12:30 Uhr war es dann so weit. Suuuper! Nur eine halbe Stunde länger als bis zum regulären Termin gewartet!
Nach 2 ½ Stunden im Wartezimmer war ich nicht gerade entspannter.
Frau Dr. D. kam wie immer sofort und direkt zur Sache.
Also, in Abdomen und Thorax hat sich nichts verändert. Keine neuen Tumore dazu gekommen und größer geworden sind sie auch nicht. Aber … im Kopf, da wäre was.
Im Bereich des Siebbeins und der linken Nasennebenhöhle, sowie am rechten Unterkiefergelenk habe sich was gebildet.
Das am Unterkiefer ist ja weit genug von meinem linken Auge entfernt. Aber das hinter der Nase? Sie wollte mir auch gleich einen Termin in der Strahlenterapie besorgen. Davon bin ich mal gar nicht begeistert. Das Bestrahlungsfeld wäre viel zu nah am gesunden Auge. Wenn die da drauf bruzzeln, kann ich das auch abschreiben. Keine schönen Aussichten. Die Befürchtung teilte ich auch Frau Dr. D. mit. Da ich aber außer einem Grunzen keine andere Antwort bekam, versuchte ich es etwas deutlicher. Sie weiß ja noch nicht, dass ich im Dezember Vater werde. Also ein neuer Versuch.
„Ich werde im Dezember Vater und würde meinen Sohn eigentlich noch gerne mit eigenem Auge sehen können.“ … wieder dieses Grunzen … OK, ich gebe auf. Langsam müsste ich mich doch damit abgefunden haben, dass die Onkologen in dem Hause sehr zurückhaltend sind.
„Bitte nehmen sie noch mal kurz im Wartezimmer Platz. Sie werden gleich aufgerufen und bekommen die nächsten Termine mitgeteilt. Auf wiedersehen.“
Eine halbe Stunde später hatte ich dann auch schon den nächsten Termin. Bei Frau Dr. B., einer sehr netten HNO-Ärztin. Die nahm sich als erstes den Radiologiebericht vor und studierte ihn Wort für Wort. Von einem Tumor beim Siebbein und der Nasennebenhöhle konnte sie aber nichts lesen. Sicherheitshalber schaute sie sich das Gebiet mal aus nächste Nähe an. Aber auch so konnte sie nichts erkennen, was für einen Tumor spräche.
Nur der Tumor am Kiefergelenk ist nicht abzustreiten.
Nachdem sie noch aus der rechten Augenhöhle eine Gewebeprobe entnommen hatte besprachen wir, dass ich mich am besten in der HNO-Klinik vorstellen sollte, die damals das Auge operiert hat. Die kennen mich und meinen Kopf.
Sobald sie über das Untersuchungsergebnis der Gewebeprobe Bescheid wisse, würde sie mich benachrichtigen.
Samstag, 7. August 2010
Und, wie geht's?
Ein gutes Zeichen? Bei Treffen mit Bekannten und Freunden könnte ich nach der Frage zum Stimmungskiller werden. Keiner weiß, was er darauf sagen soll. Verständlich – ginge mir genauso. Außerdem ist meistens Christine an meiner Seite, die meine Geschichten ständig hautnah mit erlebt und auf ständige Wiederholungen natürlich nicht besonders scharf ist. Auch ich habe nicht die Lust mich mehr als nötig mit der Materie auseinander zu setzen.
Meistens ist meine Antwort dann auch ein: „Mir geht es gut“. Und meistens stimmt das auch. Also doch ein gutes Zeichen.
Zur Zeit versuche ich den gedanklichen Kontakt mit der Krankheit so flach wie möglich zu halten. Was bringt es mir, wenn ich mir ständig sage, dass ich krank bin? Unweigerlich folgt die Frage wie lange und mit welchem Ausgang dieser Zustand weiter geht. Eine schlaflose Nacht ist das Ergebnis.
Es gab mal einen Versuch. Einen recht makaberen Versuch. Menschen mit Krebs wurde ein Medikament verabreicht. Die einen bekamen es tatsächlich, die anderen nicht. Bei den Probanden, welche den Placebo erhielten traten interessanterweise genauso oft Nebenwirkungen wie Übelkeit und Haarausfall auf.
Das gab es auch bei anderen Versuchen. Wer die Nebenwirkungen des angeblich verabreichten Medikaments kannte, bekam sie meist auch.
Was liegt also näher als seinen Körper damit zu unterstützen, indem man ganz fest an den Erfolg der Therapien glaubt – ja, davon überzeugt ist?
Das fällt nicht immer leicht.
Immer mal zwickt und zwackt es hier und da. Muss das aber gleich ein Tumor sein? Früher hat es auch ab und zu gezwickt.
Dann und wann habe ich Kopfschmerzen. Na und! Die hatte ich vorher auch schon.
An manchen Tagen schmerzen manche Gelenke und schwellen an. Auch das kenne ich schon lange genug. Mit 18 war ich deshalb stationär in Behandlung, so stark war das.
Mit Ausnahme der Schmerzen, als das mit dem Tumor hinter dem Auge war, kann ich die Frage danach eigentlich verneinen. Trotzdem kommt immer wieder von Ärzten die Frage danach. Muss ich mir deshalb Sorgen machen? Ich mache es wie immer. Vor einiger Zeit gab es da einen Spruch in hessisch, der ständig benutzt wurde: „Komme lasse, dubbe lasse, fortschieße.“
Die Chemo, die ich zur Zeit bekomme, scheint NEIN! wirkt gut. Ich kann kein Tumorwachstum feststellen. Deshalb wird sie auch weiter fortgesetzt.
So hangele ich mich von einer Nachsorgeuntersuchung zur anderen. Alle drei Monate die Anspannung vor dem Gespräch mit der Onkologin. Die Zeit dazwischen will ich genießen. Ohne Ablenkung – das wäre schön.
Nur die Nebenwirkungen der Chemo holen mich immer wieder auf den Teppich. Drei, vier Tage lang muss ich wieder schnaufen, die Verdauung stockt und der Bauch ist gebläht und drückt. Dann fange ich trotz angenehmer Temperaturen an zu frieren. Ein paar Stunden danach ist mir wieder heiß und ich habe Temperaturen um 39°C. Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei, um gegen Abend erneut zu beginnen. Nach drei Tagen ist wieder alles normal.
In solchen Zeiten fällt es mir am schwersten unangenehme Gedanken fern zu halten.
Meine letzte Chemo bekam ich vor drei Tagen.
Samstag, 19. Juni 2010
Taxifahrt des Grauens
- Warum sich mit einem Fahrstreifen begnügen, wenn die ganze Straße zur Verfügung steht?
- Je näher ich an den Vordermann heran rücke, desto weniger Diesel verbrauche ich in dessen Windschatten.
- Die Hupe ist zur Kommunikation mit der Außenwelt da.
- Die Lichthupe ebenfalls. Voraussetzung ist aber, Regel 2 wird nicht zu gut befolgt, da man die Scheinwerfer schon noch im Rückspiegel sehen sollte.
Freitag, 14. Mai 2010
Negative Wellen
Mittwoch, 12. Mai 2010
verwirrt
Gestern Abend - ich war gerade eingeschlafen - kommt die Nachtschwester rein:
"Guten Abend, ich bin die Nachtschwester und heute Nacht für Sie zuständig. Herr Jürgens, ich müsste bei Ihnen gerade mal den Blutzucker messen!"
"Wieso?"
"Weil der Spätdienst vergessen hat Ihnen das Insulin zu spritzen."
"Aber ich habe doch gar keinen Diabetes!"
"Ach so, oh, entschuldigung."
So leicht Verwirrte gibt es in erschreckend vielen Krankenhäusern.
Dienstag, 11. Mai 2010
OP überstanden
Montag, 10. Mai – Heute ist OP-Tag.
Ich liege mit Netzunterhöschen und Flügelhemd im Bett und warte darauf abgerufen zu werden – es wird bis 14 Uhr dauern.
Doch vorher muss ich noch umziehen. Es sind Privatpatienten im Anmarsch. Denen gehört das Zweibettzimmer. Kurz darauf finde ich mich in einem Dreibettzimmer mit vier Betten wieder.
In der Mitte liegt einer, der nur am Meckern ist. Nichts gefällt ihm. Aber alle seine Tätigkeiten im Zimmer werden von ihm lautstark beschrieben. Keine Socke interessiert das. Dafür ist er nachts nicht zu hören.
Im Gegensatz zu den anderen Beiden. Der eine schnarcht, dass der Boden vibriert. So was habe ich in meinen ganzen Krankenhauszeiten auch noch nicht erlebt.
Der Andere kann nicht ruhig liegen bleiben. Ausgerechnet der hat strenge Bettruhe verordnet bekommen. Ständig ist er am Turnen. Mal liegt sein Kopf oben, mal am Fußende. Von wegen BettRUHE!
Aber ich habe ja die OP übersprungen.
Die ist wohl gut verlaufen. Bald war ich wieder auf Station.
Um meinen Hals trage ich eine Halsmanschette und in beiden Armen habe ich einen Zugang liegen. Und dann ist da natürlich noch eine von meinen geliebten Redon-Drainagen. Die lasse ich mir doch so gerne ziehen.
Ich habe vorerst auch Bettruhe verordnet bekommen. Die ganze Nacht auf dem Rücken zu liegen um den Hals nicht zu verbiegen ist blöd. Aber an viel Schlaf ist bei dem Lärm eh nicht zu denken.
Zwischendurch hört es mal auf zu Schnarchen. Allerdings nur um das Fenster richtig zu schließen und um die Heizung aufzudrehen. Klasse bei vier Leuten.
Pünktlich mit dem Frühstück kommt der Auftrag ins Röntgen zu gehen. Das Mittagessen wartet auf mich, während ich zum MRT bin.
Als ich zurück komme, ist einer aus unserem Zimmer entlassen und durch einen neuen ersetzt worden. Wir bleiben also zu viert. Der Neue ist etwa Anfang zwanzig und nur am jammern. Ihm tut die Hüfte weh. Jede Bewegung wird mit Zischlauten und Pusten untermalt. Grund genug für den Bettnachbarn in das Klagelied mit einzustimmen. „Wie arm der Mensch doch ist“ lautet der Refrain.
Mir geht’s gut. Ich bin alle Nadeln und Schläuche inzwischen los. Das Titan-Implantat sitzt dort wo es hin gehört. Gleich bekomme ich noch von dem Physiotherapeuten erklärt, wie ich mich bewegen darf.
Bald darf ich bestimmt wieder heim. Das Essen hier ist gerade so mittelmäßige Krankenhauskost.
Der lange Weg zur OP
Am 5.05. sollte ich mich eigentlich erst gegen 12:30 Uhr im Klinikum F. zur stationären Aufnahme einfinden. Da meine Blutwerte aber dermaßen im Keller waren, wurde ich am Tage zuvor von der Chemo-Ambulanz gebeten schon um 8 Uhr zur Bluttransfusion zu erscheinen.
Gesagt, getan. Um 8 Uhr war ich da. Gegen 9 Uhr wurde Blut abgenommen. Um 11 Uhr herum bekam ich die Konserven angehängt, die bis 14 Uhr eingelaufen waren.
Danach ging es mir schon besser. Ich konnte wieder zügig gehen ohne nach Luft zu ringen.
Inzwischen war in der neurochirurgischen Ambulanz natürlich kein Arzt mehr, der das Aufnahmegespräch führen konnte. Also durfte ich gleich hoch auf Station.
Ich kam zu einem netten Herren in ein schnuckeliges Zweibettzimmer.
Dann folgten die üblichen Fragebogen die auszufüllen waren. (Mann, was nervt mich unser neuer Zimmernachbar – aber dazu später mehr.)
Beim Arztgespräch schlug mir der Stationsarzt noch vor, dass sich die „Wundschwester des Hauses“ mal meinen Augentrichter anschauen könnte. Schaden kann es jedenfalls nicht. Ich soll die Wunde laut meiner HNO-Ärztin täglich einmal mit einem in Wasserstoffperoxid getränktem Tupfer austupfen um einer Keimansiedlung entgegenzuwirken.
Die OP war übrigens da noch für den 6.05. geplant.
Als abends nach 22 Uhr noch immer kein Anästhesist zum Aufklärungsgespräch da war, wurde meine OP verschoben. Am Freitag sollte es nun soweit sein.
Am Freitag rief mich auch die Anästhesie zu sich um mich aufzuklären. Das ging sehr zügig. Der Arzt ging nur auf Äußerungen ein, die sich direkt auf die von ihm gestellten Fragen richteten. Immerhin hat er registriert, dass ich mal wegen Lungenembolien im Klinikum war. Das machte ihn hellhörig. Prompt wurden für den gleichen Tag noch ein Röntgen-Thorax und ein EKG angeordnet.
So wurde ich auch am Freitag noch nicht operiert. Ich war eh nur als Ersatz auf dem Plan eingetragen, wie ich erfuhr. Dafür bot man mir an über das Wochenende beurlaubt nach Hause zu fahren, da zu der Zeit eh nichts passiert.
Christine freute sich genau wie ich darüber und stand schon am frühen Nachmittag auf der Matte, um mich mit zu nehmen. Hätte sie nur vorher mal angerufen.
Um 18 Uhr konnten wir uns endlich auf den Heimweg machen.
Das ging aber auch nur, weil die Wundschwester eine Ferndiagnose stellte. Wasserstoffperoxid sei veraltet, heute reicht schlichtes Austupfen mit Kochsalzlösung. Das entlockt mir nur ein Kopfschütteln. Wie kann die Frau das behaupten, ohne je einen Blick darauf geworfen zu haben. Oder mal eine Nase davon genommen zu haben. Wenn der Wundbelag nämlich feucht ist, dann riecht er etwas unangenehm, was durchaus für eine Keimansiedlung spricht.
Deshalb habe ich auch angeregt, ob man vielleicht mal einen Abstrich davon nehmen sollte um genauer festzustellen, um welche Keime es sich handelt. Gerade wegen der bevorstehenden OP, die nur 15 cm davon entfernt stattfindet.
Der Arzt, den wir schon den ganzen Nachmittag zur Visite erwarteten, stellte ebenfalls per Ferndiagnose fest, das dies nicht nötig sein.
Sonntag, 25. April 2010
atemlos
Mann, oh mann! Ist das ätzend!
Vor zwei Wochen wurde ich wegen auffälliger Blutwerte schon von meinem Hausarzt angerufen. Ich solle regelmäßig Temperatur messen und mich melden, falls da was nicht in Ordnung ist.
Tatsächlich hatte ich drei Tage lang abends um die 38,2 °C. Das war aber morgens alles wieder im Normbereich. Ansonsten fühlte ich mich fit, wie schon länger nicht mehr.
Dafür traten die Ödeme an Kopf und rechtem Arm wieder verstärkt auf. So wurden die Lymphdrainagen auf 2/Woche erhöht. Zusätzlich haben wir einen Kompressionsverband für den Arm beantragt.
Letzten Montag sahen meine Werte so aus:
| Normwert | mein Wert |
Leukozyten | 4,0 – 9,0 | 1,8 |
Erythrozyten | 4,7 – 6,1 | 3,04 |
Thrombozyten | 150 - 440 | 251 |
Haemoglobin | 14 - 18 | 9,2 |
Haematokrit | 40 – 50 | 29 |
Am Mittwoch bekam ich wieder eine Portion Chemo drauf gesetzt.
Das hat die Blutwerte wohl weiter gedrückt, denn seither bin ich schon beim Brötchenstreichen außer Puste.
Der Sauerstofftransport im Blut ist einfach so weit heruntergefahren, dass ich schon bei kleinen "Anstrengungen" wie ein Hochleistungssportler arbeiten muss.
- Ein sehr merkwürdiges Gefühl! - Dafür sind die Ödeme zurückgegangen, einfach so.
Wie gut, dass die nächste Chemo ein wenig in die Ferne gerückt ist.
Ich brauche nämlich eine Pause, um mich an einem Bandscheibenvorfall operieren lassen zu können. Ja, richtig gelesen. Zu allem Überfluss das auch noch.
Zwischen dem 6. und 7. Halswirbel hat ein Vorfall dafür gesorgt, dass der Wribelsäulenkanal nur noch einen Duchmesser von 6,7 mm hat. 8 mm wären laut Aussage des Neurochirurgen eigentlich Minimum. Er beglückwünschte mich zu den wenigen Ausfallerscheinungen, die ich habe. Riet mir aber gleichzeitig Schleudertraumen und Treppenstürze zu vermeiden, da eine Quetschung in der Höhe zu einer Querschnittslähmung führen würde.
Na dass sind ja mal ganz andere Aussichten.
Am 5.05.2010 werde ich in der Neurochirurgie stationär aufgenommen und dann operiert.
Aber ganz ehrlich. Ich bin trotzdem froh, dass es "nur" ein Bandscheibenvorfall und keine Metastase ist. Damit kann ich besser umgehen.
Jetzt heißt es erst mal wieder die Blutwerte in den Griff zu bekommen, und mir keine Infektion einzufangen. Bis zu meinem Krankenhausaufenthalt gibt es noch einiges im Garten zu tun. Kräuter wollen gepflanzt werden und die Tomaten sollen raus ins Zelt.
Schließlich wollen wir es uns zur Grillsaison im Garten mit frischen und eigenen Zutaten gutgehen lassen.
Mittwoch, 24. März 2010
Wieder eine andere Chemo
Gestern hatte ich mal wieder ein Gespräch mit meiner Onkologin.
Dabei teilte sie mir mit, dass das Docetaxel nicht mehr so wirkt, wie es soll. Die Tumore sind zum Teil wieder gewachsen und auch ein paar neue dazu gekommen. Leider auch am Kopf. Am äußeren Rand der rechten Augenhöhle, in der Stirnhöhle und wohl auch am Knochen der Stirn.
Bei der nächsten Tumorkonferenz wird mein Fall wieder beraten.
Zusätzlich habe ich darum gebeten, mal meinen Halsbereich zu untersuchen. Wenn ich das Kinn im Sitzen etwas schneller Richtung Brustkorb bewege, gibt es einen Stromschlag bis in die Fußspitzen.
Ab heute bekomme ich wieder eine andere Chemo. Gemcitabin und Carboplatin.
Immerhin soll bei dieser Chemo der Geschmack nicht verschwinden. Bei dem Docetaxel hatte ich von drei Wochen fast 14 Tage lang keinen Geschmack. Es gibt aus meiner Sicht zwar Schlimmeres, aber etwas Schmecken zu können, macht die Sache schon angenehmer.
Mein Terminkalender wird immer voller. Wöchentlich ins Klinikum für irgendeine Chemo, nächste Woche wieder in die Uniklinik W. um nach dem Augentrichter schauen zu lassen und wöchentlich Lymphdrainagen und Blutentnahmen.
Schön, wenn dann auch mal Arbeiten im Garten Platz finden. Letzte Woche haben wir die Obstbäume geschnitten bekommen. Da wurde Jahre lang nichts daran gemacht. Entsprechend viel Geäst wartet jetzt auf das Häckseln. Heute Abend holen wir uns einen Häcksler, und morgen fliegen die Fetzen. Ich freue mich drauf. Meine Schwiegereltern, meine Mutter und meine Schwester wollen helfen. In der Mittagspause wird dann gegrillt. Das macht umso mehr Laune, da die Temperaturen nach dem vielen Schnee wieder in den zweistelligen Plusbereich gehen und die Sonne scheinen soll.
Donnerstag, 11. Februar 2010
unglaublich
Christine und meine Schwester holten mich mit dem Auto ab.
Am nächsten Tag bekam ich gleich wieder die nächste Chemo.
In der Reha hatte sich doch dieses Ödem am Kopf und dem rechten Arm gebildet.
Der Arm ist zwar noch immer geschwollen, aber auf dem Kopf hat es sich enorm zurück gebildet. Vor zwei Tagen konnte ich in die Stirn noch richtige Dellen drücken. Das geht jetzt schon gar nicht mehr.
Auch meine Leistungsfähigkeit hat sich gebessert. In der Reha war ich schon nach fünf Treppenstufen außer Puste. Hier kann ich vom Keller in den ersten Stock aufsteigen und schnaufe weniger.
Der Husten hat auch nachgelassen.
Sogar die Haut hat sich gebessert. Sie ist nicht mehr so ausgetrocknet, wie vorher.
Jetzt kann ich wohl mit Recht behaupten, dass mir die Reha nicht viel gebracht hat.
Juchuh, wieder zu Hause!
Dienstag, 2. Februar 2010
Endspurt
Ich bin mal gespannt, wie sich dann meine Verfassung ändert.
Inzwischen hat sich in meinem rechten Arm ein Ödem ausgebildet. Um einen arteriellen oder venösen Verschluß, bzw. eine Thrombose auszuschließen war ich letzte Woche im Krankenhaus. Es gab aber Entwarnung. Eine Thrombose ist es schon mal nicht. Trotzdem glaube ich, dass wahrscheinlich irgendwo in der Schulter eine Metastase den Abfluss einschränkt.
Wie schon geschrieben bekomme ich keine Lymphdrainage. Dafür eine Salbe und Ödemgymnastik.
Ich werde das mal wieder weiter beobachten.
Die Übungen zum Muskelaufbau sind richtig anstrengend. Eigentlich lächerlich. Früher hätte mich das kein Bißchen angestrengt. Heute bin ich schon außer Puste, wenn ich die Arme in Kopfhöhe bewegen soll. Jede Muskelanspannung kostet mehr Kraft als gedacht.
Die 25 Treppenstufen zum Zimmer kommen mir wie Bergsteigen vor. Aber ich sehe nicht ein in den 2. Stock den Aufzug zu nehmen.
Die letzten Tage hat der Husten etwas zugenommen. Ich schiebe das auf das Klima. Davon hört man hier recht oft. Es gibt einige Gäste die damit Probleme haben. Eine wurde neulich deshalb sogar ins Krankenhaus eingeliefert.
Draußen schneit es regelmäßig. Die Anwohner fahren den Schnee schon mit Anhängern weg. Gehwege gibt es nicht mehr. Bis zu den Fenstern türmen sich da die Schneeberge. An manchen Stellen sind die Hügel über 2 m hoch zusammengeschoben. Nur schmale Wege zu den Haustüren sind frei geschaufelt. Vor meinem Fenster liegt der Schnee 80 cm hoch. An ein Öffnen ist da nicht zu denken.
Das Gehen ist sehr kräftezehrend, da auch auf den Straßen gute 10 cm Schnee liegen. Dazu die Steigungen und der beißende Wind.
Den Berg runter macht es Spaß. Letzten Freitag war ich bis 1:30 Uhr aus. Erst lecker Pizza essen und anschließend in einer urigen Bar. Auf dem Weg zurück in die Klinik war kein Mensch auf der Straße. Durch die Schneeverwehungen sahen die Straßen aus wie Hohlwege. Schade, dass ich keine Kamera dabei hatte.
Mittwoch, 27. Januar 2010
eingeschränkt
Die Nebenwirkungen der Chemo sind wieder fast völlig verschwunden. Die Fingerspitzen kribbeln. Aber das ist nicht schlimm.
Mit der trockenen Luft hier komme ich inzwischen auch besser zurecht. Gegen die trockene und rissige Haut bekam ich eine gute Creme.
Etwas beunruhigt bin ich einmal wegen des Ödems auf meiner Stirn. Wenn ich die Stirn in Falten legen will, sieht man da nix. Das Band der Augenklappe drückt eine richtige Furche hinein.
Mir wurde zwar bei der Aufnahmeuntersuchung eine Lymphdrainage in Aussicht gestellt, doch davon wurde wieder Abstand genommen. Man befürchtet durch die Massage Tumorzellen im Körper zu verteilen. Deshalb bekomme ich auch keine anderen Massagen.
Dann macht mir meine rechte Schulter Gedanken. Oberhalb des Brustmuskels ist eine zur Schulter gehende, flache Wölbung zu sehen. Ich beobachte sie schon eine Weile, kann aber nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie ständig wächst. Nur hatte ich gestern Abend wieder so ein Gefühl wie damals, als der Tumor auf die Nerven- und Gefäßbahnen drückte. Jetzt ist alles wieder gut. Nur die üblichen Sensibilitätsstörungen, die noch von der ersten OP her stammen.
Ich denke mal, dass hier mehrere Faktoren zusammenspielen.
Meine bisherigen Erfahrungen, Nachwehen der Chemo und natürlich die vielen Gedanken, die man sich machen kann wenn man in der Reha zu viel Zeit hat.
Das sind die Nachteile von Ruhe.
Konditionsmäßig bin ich total im Keller.
Das Fahrradfahren auf dem Ergometer geht gut. Das sind gleichmäßige Bewegungen. Aber wehe, ich stapfe warm eingepackt mit Stiefeln durch den Schnee. Da fange ich schon nach spätestens 100 m an nach Luft zu ringen. Hier geht es ja überall nur rauf oder runter.
Nach den 400 m zum Rathaus hätte ich im Imbiss daneben erst mal keine Bratwurst bestellen können.
Da kam gleich wieder der Ärger hoch. Warum haben die mich von der Rentenversicherung nicht wie beantragt an die See geschickt. Da hätte ich höchstens gegen den Wind ankämpfen müssen. So bin ich förmlich an das Klinikgebäude gebunden. Ich habe denen in meinem Widerspruch doch ganz klar geschildert, dass ich durch die Metastasen in der Lunge und am Herzen stark eingeschränkt bin.
Die haben wahrscheinlich nur gelesen – Bestrahlung der rechten Augenhöhle – und haben mich deshalb an eine Klinik geschickt, die eine Augenabteilung hat. Leute! Da ist kein Auge mehr!
Das andere Auge hat, wie die Augenärztin neidvoll feststellen mußte, 100 % Sehkraft. Durch die trockene Luft tränt es nur wie ein Wasserhahn.
Reizklima gäbe es hier auch.
Ja, da gibt es am anderen Ende des Ortes einen Raum mit Salz aus dem Toten Meer.
45 Minuten kosten 8,- Euro. Überall gibt es mit der Kurkarte Ermäßigung. Ausgerechnet dort nicht. Wie ich gehört habe, sieht der Betreiber nicht ein den Kurgästen einen Nachlass einzuräumen. Die sind noch immer in Verhandlung.
Unter dem Strich würde ich mal sagen, dass diese Location hier ein Schuss in den Ofen war.
Aber ich lerne ja Flechten.
Ach ja! Zum Wochenende kamen zwei Care-Pakete mit ganz vielen Leckerlies (die ich auf keinen Fall alle hier aufessen kann) und Getränken, die ich hier vermisst habe.
Meine Frau und die liebe Verwandtschaft haben mich perfekt eingedeckt. Und das mit "liebe Verwandtschaft" meine ich ernst. Vielen, vielen Dank!