Montag, 3. August 2009

Übermorgen wird operiert

Am 29.07. verbrachten wir den ganzen Tag an der Uniklinik in W..
Am Tag zuvor bekamen wir die Mitteilung, dass ich mich doch schon in der HNO-Poliklinik vorstellen soll.
Um 9 Uhr trafen wir dort ein. Die meiste Zeit verbrachten wir natürlich mit Warten. Aber damit hatten wir eh schon gerechnet. Als dann der Arzt in der Ambulanz meinte, dass sich ein Professor der HNO mit einem Professor der Neurochirurgie meine Befunde gemeinsam anschauen wollten, schwand bei mir jede Hoffnung auf eine baldige Heimfahrt.
Im laufenden OP-Programm zwei Ärzte an einen Tisch zu bekommen ist fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Das aber bei zwei Professoren aus unterschiedlichen Fachbereichen hin zu bekommen, sprengt selbst mein optimistisches Vorstellungsvermögen.


Es kam so, wie wir erwarteten.


Um uns herum leerte sich der Wartesaal vor der Ambulanz.
Der dortige Fernseher, der uns schon den ganzen Tag mit einer Soap nach der anderen quälte, wurde abgeschaltet und die Türen der Anmeldung wurden wie von Geisterhand von innen geräuschvoll verriegelt.

Irgendwann holte uns ein Arzt dann persönlich aus dem Warteraum ab und brachte uns zu Herrn Professor K. aus der HNO.

In einem ausführlichem Gespräch wurde mir der geplante Eingriff erklärt. Einen speziellen Aufklärungsbogen für die OP fand man jedoch nicht.

Das Auge wird also entfernt. Dabei möchte man natürlich auch alles an Tumorgewebe erwischen. Der gesamte Bereich um das rechte Auge wird weg genommen. So wie es klang, wird alles an Gewebe von der Augenbraue bis weit in die knöcherne Augenhöhle verschwinden. Dabei wird ein recht großes Loch entstehen, das irgendwie gefüllt werden muss. Dafür wird man mir aus der Innenseite des linken Unterarms einen ca. 5 x 15 cm großen Hautlappen entnehmen. Um dann wiederum das Loch im Unterarm zu decken, entnimmt man etwas Haut vom Oberschenkel.
Ich „freue“ mich jetzt schon wieder aus der Narkose zu erwachen.

Danach heißt es Daumen drücken.

Bisher habe ich erst eine Portion Yondelis bekommen. Eigentlich sollte ich wieder welches am 7.08. erhalten. Durch die Operation verschiebt sich das leider nach hinten.
Noch hat das Yondelis aber nicht seine ganze Wirkung entfaltet. Das heißt, die Tumore wachsen noch immer. Und da liegt das Problem. Ich habe ja mitbekommen, wie das rasante Wachstum der Dinger eine Baustelle nach der anderen entstehen lässt. Was vorher als wichtig erschien, wurde durch einen Tumor an anderer Stelle plötzlich zweitrangig.
Die Tumore in der Lunge sind da nur ein Risikofaktor von mehreren. So drückt ein etwa Kindskopf großer Tumor auf Niere, Leber und Galle. Wenn es da zu einem Verschluss kommt, ist wieder Eile geboten.

Zusätzlich hat sich mindestens eine Metastase direkt am Herzen angesiedelt. Wenn es da zu Engpässen kommt, habe ich ein ernsthaftes Problem.

Christine und ich wissen die letzten Wochen nicht immer wo uns der Kopf steht. Wir hangeln uns von einer Hoffnung zur nächsten. Parolen wie „Wir lassen uns nicht unter kriegen“, „Zusammen schaffen wir das“ sind an der Tagesordnung. Genauso beschäftigen wir uns natürlich auch mit dem Gedanken, was sein würde, wenn ich den Kampf verliere. Diese Horrorvision ist leider nur schwer zu verdrängen.

Trotzdem versuchen wir unseren Alltag so normal wie möglich zu gestalten. Wir genießen die schönen Momente so intensiv wie möglich.
Als gutes Zeichen sehe ich meinen noch immer vorhanden Appetit. So haben wir erst gestern mit Freunden zusammen eine große Pfanne Garnelen über Holzkohle gebraten. Schön in Olivenöl mit Chili, Knoblauch, Kräutern, Zitrone und Weißwein.
Als zweiten Gang gab es fangfrische Doraden mit Kräuterfüllung vom Grill. Mir läuft jetzt noch das Wasser im Mund zusammen.


Die nächsten Tage werde ich erst mal nur Krankenhausessen bekommen. Wobei das Essen der Uniklinik W. sich wirklich nicht verstecken muss. Ich glaube das ist das leckerste Essen, das ich bisher im Krankenhaus vorgesetzt bekam.


Morgen um 9 Uhr ist es dann so weit. Ich werde stationär aufgenommen und am 5.08. findet dann die Operation statt.

Es kann also sein, dass ich nicht gleich wieder was in den Blog schreibe.
Also dann, bis hoffentlich bald.

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