Mittwoch, 27. Januar 2010

eingeschränkt

So. Heute hat die 3. Woche begonnen! Die längste Zeit war ich hier.

Die Nebenwirkungen der Chemo sind wieder fast völlig verschwunden. Die Fingerspitzen kribbeln. Aber das ist nicht schlimm.
Mit der trockenen Luft hier komme ich inzwischen auch besser zurecht. Gegen die trockene und rissige Haut bekam ich eine gute Creme.

Etwas beunruhigt bin ich einmal wegen des Ödems auf meiner Stirn. Wenn ich die Stirn in Falten legen will, sieht man da nix. Das Band der Augenklappe drückt eine richtige Furche hinein.
Mir wurde zwar bei der Aufnahmeuntersuchung eine Lymphdrainage in Aussicht gestellt, doch davon wurde wieder Abstand genommen. Man befürchtet durch die Massage Tumorzellen im Körper zu verteilen. Deshalb bekomme ich auch keine anderen Massagen.

Dann macht mir meine rechte Schulter Gedanken. Oberhalb des Brustmuskels ist eine zur Schulter gehende, flache Wölbung zu sehen. Ich beobachte sie schon eine Weile, kann aber nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie ständig wächst. Nur hatte ich gestern Abend wieder so ein Gefühl wie damals, als der Tumor auf die Nerven- und Gefäßbahnen drückte. Jetzt ist alles wieder gut. Nur die üblichen Sensibilitätsstörungen, die noch von der ersten OP her stammen.

Ich denke mal, dass hier mehrere Faktoren zusammenspielen.
Meine bisherigen Erfahrungen, Nachwehen der Chemo und natürlich die vielen Gedanken, die man sich machen kann wenn man in der Reha zu viel Zeit hat.
Das sind die Nachteile von Ruhe.

Konditionsmäßig bin ich total im Keller.
Das Fahrradfahren auf dem Ergometer geht gut. Das sind gleichmäßige Bewegungen. Aber wehe, ich stapfe warm eingepackt mit Stiefeln durch den Schnee. Da fange ich schon nach spätestens 100 m an nach Luft zu ringen. Hier geht es ja überall nur rauf oder runter.
Nach den 400 m zum Rathaus hätte ich im Imbiss daneben erst mal keine Bratwurst bestellen können.
Da kam gleich wieder der Ärger hoch. Warum haben die mich von der Rentenversicherung nicht wie beantragt an die See geschickt. Da hätte ich höchstens gegen den Wind ankämpfen müssen. So bin ich förmlich an das Klinikgebäude gebunden. Ich habe denen in meinem Widerspruch doch ganz klar geschildert, dass ich durch die Metastasen in der Lunge und am Herzen stark eingeschränkt bin.

Die haben wahrscheinlich nur gelesen – Bestrahlung der rechten Augenhöhle – und haben mich deshalb an eine Klinik geschickt, die eine Augenabteilung hat. Leute! Da ist kein Auge mehr!
Das andere Auge hat, wie die Augenärztin neidvoll feststellen mußte, 100 % Sehkraft. Durch die trockene Luft tränt es nur wie ein Wasserhahn.

Reizklima gäbe es hier auch.
Ja, da gibt es am anderen Ende des Ortes einen Raum mit Salz aus dem Toten Meer.
45 Minuten kosten 8,- Euro. Überall gibt es mit der Kurkarte Ermäßigung. Ausgerechnet dort nicht. Wie ich gehört habe, sieht der Betreiber nicht ein den Kurgästen einen Nachlass einzuräumen. Die sind noch immer in Verhandlung.


Unter dem Strich würde ich mal sagen, dass diese Location hier ein Schuss in den Ofen war.

Aber ich lerne ja Flechten.

Ach ja! Zum Wochenende kamen zwei Care-Pakete mit ganz vielen Leckerlies (die ich auf keinen Fall alle hier aufessen kann) und Getränken, die ich hier vermisst habe.
Meine Frau und die liebe Verwandtschaft haben mich perfekt eingedeckt. Und das mit "liebe Verwandtschaft" meine ich ernst. Vielen, vielen Dank!

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