Freitag, 6. Februar 2009

Ständig an der Leine

Der Tumor unter der Achsel wuchs also ungewöhnlich schnell.
Wöchentlich war selbst von außen eine Größenzunahme zu sehen. In der Achsel nahm das Fremdkörpergefühl zu. Eile war geboten.
Jetzt begann die Suche nach einer Klinik, die mich zeitnah operieren konnte.

Und wieder einmal kommt mein langjähriger Freund Mr. T. ins Spiel.

Er hat damals mit mir die Krankenpflegeschule besucht und sich seither stetig weiter- und fortgebildet. Schon 1984 viel er mir mit seinem unglaublichen Fachwissen auf. Inzwischen hat er sein Berufsfeld verlassen und betreibt mit seiner Frau zusammen eine eigene Praxis.
Vor seinem Wissen und seinem Wissensdurst habe ich größten Respekt. Die letzten Jahre konnte ich mich immer auf seine Unterstützung und seinen Rat verlassen.

So war er es auch, der diesmal die Weichen stellte, als er auf einem medizinischen Kongress einen Vortrag über Weichteilsarkome besuchte.
Direkt nach dem Vortrag schnappte er sich den Referenten, Professor P., und schilderte ihm meinen Fall. Kurz darauf hatte ich dessen eMail-Adresse um ihm meine Unterlagen zuzuschicken. Schon am nächsten Tag rief mich Prof. P. zu Hause an.

Er war unheimlich freundlich und machte mit mir direkt einen Termin zur stationären Aufnahme in der Uniklinik D. aus.

Drei Tage später traf ich dort ein.
Noch am selben Tag wurden alle restlichen MRT-Untersuchungen gemacht, für die ich sonst noch fünf Tage gebraucht hätte.

Am nächsten Tag wurde ich operiert.
Erfreulicherweise konnte der etwa faustgroße Tumor gut entfernt werden. Das war anfangs nicht ganz sicher, denn er lag sehr nah an den wichtigen Versorgungssträngen zum Arm. Meine Angst war, dass der Flurschaden ähnlich ausfallen könnte, wie bei der Oberschenkel-OP, die mir eine 80 %ige Gehbehinderung einbrachte.

Nach der Operation konnte ich den Arm ohne Funktionseinschränkung bewegen. Nur die Schulter ist auf der Rückseite etwas taub. Aber damit kann ich gut leben.
Da mir einige Lymphknoten mit entfernt werden mussten, wurde der Lymphfluss über eine Redon-Drainage aufgefangen. Jetzt sollte sich der nur noch verringern.
Sobald die Drainage nur noch 30 ml in 24 Stunden fördert, sollte sie gezogen werden.

Am 2. Dezember 2008 wurde ich entlassen. Mit Drainage.

Am 22. Dezember heiratete ich. Mit Drainage.
Weihnachten und Silvester verbrachte ich ebenfalls mit der Drainage unter dem Arm.
Regelmäßig wechselte ich selbst Flasche und Verband.
Die täglich geförderte Menge pendelte sich bei 100 ml ein.
So begleitete mich die Drainage auch auf unseren Kurztrip an die Nordseeküste.
In der Zeit verbrachten wir zwei Tage auf Helgoland. Vor der Überfahrt versorgte ich mich noch mit einer frischen Redonflasche. Und dann geschah das Wunder!
In den ganzen zwei Tagen Helgolandaufenthalt kamen gerade mal 50 ml Lymphflüssigkeit zusammen. Am 7. Januar 2009 wurde die Drainage gezogen. Die gefürchtete Schwellung des rechten Arms blieb aus.

So konnte ich mich endlich wieder frei bewegen, ohne ständig auf die lästige Strippe achten zu müssen.

Das heißt, nicht ganz. Denn seit Silvester machte mein rechtes Augenlid auf sich aufmerksam. Es ging nicht ganz so weit auf, wie beim linken Auge.


So zeichnete sich schon die nächste Baustelle ab.

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