Samstag, 29. November 2008

Die letzten Tage

Die Räumung des Hauses ging in knapp zwei Wochen über die Bühne.

Der Betriebsrat, das übrige Personal die Bewohner und das Versorgungsamt wurden informiert.
Die Angehörigen und Betreuer der letzten 14 Bewohner wurden zu einer Versammlung geladen.
Es galt eine zügige Verlegung der Heimbewohner in andere Einrichtungen zu organisieren.
Auf der einen Seite saß die Partei der Heimbewohner, auf der anderen drei Mitarbeiter des Versorgungsamtes, meine Pflegedienstleitung und ich. Der Insolvenzverwalter konnte erst später dazu kommen.
Schon an den Gesichtern der im wahrsten Sinne des Wortes „Geladenen“ konnte ich die Stimmung erkennen. Die Luft knisterte und mein Magen wollte wo anders hin.

Nach meiner Begrüßung, in der ich beteuerte, dass ich mich ausnahmsweise mal nicht freuen würde sie hier begrüßen zu dürfen, wurde den Emotionen freier Lauf gelassen.
Die Lautesten waren die, die nach zwei Jahren der Insolvenz angeblich davon noch nichts mitbekommen hatten. Von einem Informationsschreiben wussten nur die Wenigsten.

Irgendwann kam dann der Insolvenzverwalter und hielt eine seiner klaren und ruhigen Reden.
Er sprach über den Auslöser der Insolvenz, die Anstrengungen die wir unternommen hatten und verteilte auch einen kleinen Seitenhieb an die Vertreter des Versorgungsamtes, als er klar feststellte, dass der Landkreis gegen uns gespielt hatte.
Wie eine Bombe schlug aber ein, dass man mir nicht die alleinige Schuld geben kann und ich auch nichts dafür könne Krebs zu haben und nicht mehr in vollem Maße einsatzfähig sei.
Plötzlich wurde es still. Betretene Blicke trafen mich. Und ich wurde immer kleiner.
Bei der Verabschiedung hätte ich mich nicht gewundert, wenn mir einer herzliches Beileid gewünscht hätte.

Der Rest der Versammlung verlief sehr geordnet. Für fast jeden Bewohner konnte noch an dem Abend ein Platz in Aussicht gestellt werden.
Einige Angehörige hatten sich schon in den umliegenden Heimen erkundigt und beschwerten sich gleich bei den Vertretern des Versorgungsamtes über die dort zum Teil menschenunwürdigen Verhältnisse. So etwas hätte es bei uns nicht gegeben. Überhaupt wurde die gute Betreuung in unserem Haus noch mal hervorgehoben.
Tja, hätte das mal vorher die Runde gemacht.

Seit Mitte Mai 2008 steht in unserem Ort jetzt ein 4-stöckiges komplett eingerichtetes Pflegeheim im Dornröschenschlaf. Sehr gruselig.

Die Bank hält sich zurück. Bei einem Ortstermin wurde festgestellt, dass das Anwesen in gutem Zustand ist und ein hauseigener Makler beauftragt. Später sollte sich noch ein weiterer Makler melden. Doch bei der Ankündigung blieb es.

Inzwischen wurde das Insolvenzverfahren mangels Masse eingestellt und zumindest von der Seite her gehören mir wieder das Grundstück und die Gebäude.

Wer also Interesse an dem Anwesen hat ...

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