Freitag, 28. November 2008

Im Slalom zum Heimleiter

Als sich mein Vater als Krankenpfleger selbständig machte, war der Aufbau eines Altenheims der Renner. Doch dann kam die Pflegeversicherung auf. Die gefürchteten Prüfer vom MDK (dem medizinischen Dienst der Krankenkassen) begutachteten die Heimbewohner. Anhand von Minutenwerten wurden völlig individuelle Menschen in ein Raster gesteckt. Da interessierte nicht, ob der zu Pflegende etwas mehr Zeit für die Körperpflege benötigt. Aber das ist ein anderes Thema.

Auf jeden Fall stand uns laut MDK plötzlich viel weniger Zeit für die Betreuung zu. Weniger Zeitaufwand bedeutet weniger Geld, weniger Geld heißt weniger Personal. Wir konnten uns das Personal nicht mehr leisten.

Um das aufzufangen wollten wir ein zweites Standbein gründen. Als ich dazu kam war betreutes Wohnen der Renner.

Auf dem gleichen Grundstück stand da ja noch ein großes Fachwerkhaus von 1839. Darin entstanden acht Appartements mit jeweils eigenem Badezimmer und Küchenzeile.

Doch das Pflegepersonal von nebenan durfte nicht im betreuten Wohnen eingesetzt werden. Schließlich handelte es sich ja um eine eigene Firma (anderes Standbein). Ein ambulanter Pflegedienst darf das aber.

So entstand dann das dritte Standbein.

Nebenbei, es gab auch noch ein Viertes. Mein Vater eröffnete einen Medizin-Bedarfs-Handel.

Eigentlich keine schlechte Konstruktion.

Der Pflegedienst versorgt Patienten innerhalb und außerhalb des betreuten Wohnens. Das betreute Wohnen war so eine Art Warteschleife für das Altenheim. Die benötigten Pflegeartikel konnten günstiger über den eigenen Medizin-Bedarfs-Laden bezogen werden.

Ich war mitten drin das Mädchen für alles.

Inhaber des betreuten Wohnens und des Pflegedienstes, in dem ich auch als Pflegekraft tätig war. Im Altenheim war ich Vertretung für meinen Vater und Aushilfe in der Verwaltung. Dazu kamen Hausmeisterdienste und der Einkauf von Lebensmitteln. Wir haben uns nicht alles liefern lassen.

Ich steckte also mitten drin. Und das nicht nur arbeitstechnisch. Meine Wohnung befand sich im selben Gebäude wie das betreute Wohnen.

Das war zwar für die ständige Rufbereitschaft praktisch. Für das Privatleben aber eher abträglich. Jeder Schritt außerhalb der Wohnung wurde registriert. Von wegen: „Ich bin mal nicht da“. Wieso? Da brennt doch Licht! Das Auto steht auch da.

Sonst lief alles gut. Die Zimmer waren überwiegend belegt. In 10 Jahren sind wir schuldenfrei.

Was spricht dagegen bei Vaters Rentenantritt das Altenheim zu übernehmen?

Mitte 2005 war ich zumindest auf dem Papier schon mal Inhaber und Heimleitung des Altenheims. Nebenbei – auch Inhaber von 1,3 Mio. Euro Schulden...

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