Sonntag, 30. November 2008

Ein denkwürdiger Moment

Bei der Operation wurde mir ein ordentliches Stück des Quadrizeps entfernt. Ausgerechnet ein Teil des Stranges, der hauptsächlich für das Ausstrecken des Beines zuständig ist.
Wenn ich auf einem Stuhl saß und den Fuß in Richtung Decke heben sollte tat sich da gar nichts. Mir konnte vor Anstrengung der Schweiß auf der Stirn stehen – der Fuß bewegte sich keinen Millimeter.
Entsprechend instabil war dann das Bein.
Sobald ich es im Stand nur ein wenig beugte, brach es weg. Nur im absolut ausgestreckten Zustand konnte ich es belasten.

Jetzt habe ich da natürlich nicht ständig dran gedacht.
Wie aus heiterem Himmel saß ich plötzlich auf dem Hintern. Das ging rasend schnell.
Ich muss dazu sagen, dass ich über 1,90 m groß bin und damals etwa 100 kg wog.
Da bebte schon mal der Boden.
Das Schlafzimmer wurde extra eine Etage tiefer geräumt, weil ich die Treppe manchmal schneller unten war als ich wollte.

Seit dieser Zeit gehe ich regelmäßig zur Krankengymnastik.
Inzwischen sieht man mir beim Gehen das Handicap kaum noch an. Allerdings kann mich das Bein ab einer bestimmten Beugestellung noch immer nicht tragen. Aber ich habe gelernt es ab zu fangen.
Leider bin ich seit dieser Zeit nicht mehr mit meinem Motorrad gefahren.
Ich schrieb hier schon mal, dass es über 300 kg wiegt.
Das Gewicht merkt man beim Fahren nicht. Aber irgendwann muss ich ja mal stehen bleiben und die Maschine halten oder rangieren. Nicht immer steht das rechte Bein dann so stabil wie es müsste. Die Peinlichkeit erspare ich mir.

Während meines Aufenthaltes in der Uniklinik M. begann sich auch das Verhältnis zu meinen Eltern zu wandeln.

Mein Vater vertrat mich zu dieser Zeit im Altenheim.
Ich muss sagen, dass uns zu dieser Zeit die Konkurrenz noch keine Sorgen bereitete. So hatte er auch die Möglichkeit die Aufsicht der stellvertretenden Pflegedienstleitung zu überlassen um mit Mutter an die Küste zu fahren.
Da meine Klinik auf dem Weg lag, schauten sie mal vorbei.
Wir gingen in die Cafeteria, und ich setzte mich mit Mutter an den Tisch, während Vater etwas Kaffee besorgte.
Da nahm mich meine Mutter bei Seite und meinte: „Du musst Deinen Vater mal etwas aufbauen. Der hat so viel Stress mit dem Altenheim.“

Hallo!?! Vor vier Tagen wusste ich noch nicht, ob ich wieder mit zwei Beinen aus der Narkose erwache. Wer von uns fährt denn gerade in Urlaub?

Meine Eltern sollten noch für weitere denkwürdige Momente sorgen. Aber dazu später mehr.

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