Freitag, 28. November 2008

Ein Sturm zieht auf

Wie schon geschrieben, war ich bisher Pflegedienstleitung eines ambulanten Pflegedienstes.

Mit der Leitung eines Altenheims hatte ich bis dahin nur am Rande Kontakt. Bei der Übernahme konnte ich auf die Unterstützung meines Vaters zählen. Schließlich hatte er es inzwischen 12 Jahre geführt. Learning by doing war angesagt.

Schnell stellte sich heraus, dass unsere Führungsstile und Ansichten nicht überall die gleichen waren. Aber das sollte das kleinere Problem sein.

Ende 2005 veränderte ein weiteres Ereignis mein Leben.

In meinem rechten Oberschenkel wurde eine schon länger vorhandene Schwellung als Tumor entlarvt. Doch das ist eine Geschichte über die ich parallel berichten werde.

Nur so viel: Die folgenden Therapien rissen mich immer öfter aus meinem Berufsleben.

Aber ich hätte diesen Blog wahrscheinlich nicht angefangen, wenn nicht ein weiteres Ereignis eingetreten wäre.

Noch vor meiner Übernahme des Hauses hatte mein Vater eine, wie sich später herausstellte, folgenschwere Auseinandersetzung mit unserem Landkreis bzw. seiner Aufsichtsbehörde für Altenheime.

Regelmäßig können Altenheime mit den Kostenträgern in Pflegesatzverhandlungen treten. Gegenüber Vertretern des Kreises und der Krankenkassen versucht man dann anhand von Bilanzen Pflegesätze (vereinfacht: Preise für einen Pflegeplatz) genehmigt zu bekommen, die ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen. Nebenbei sei erwähnt, dass unser Kreis auch über eigene Heime verfügt. So gesehen hat man als Verhandlungspartner bzw. -gegner Leute von der Konkurrenz vor sich sitzen.

Erwartungsgemäß verliefen die Verhandlungen nicht wunschgemäß. Mein Vater, der nun gar nicht einsah, dass vergleichbare Heime des Kreises bessere Pflegesätze erhielten, ging in Berufung. Die Sache landete vor dem Schiedsgericht. In einer der Verhandlungen nahm unser Ansprechpartner des Kreises meinen Vater bei Seite und meinte folgendes: „Lieber Herr X, wenn wir unser Haus in ihrer Nähe eröffnen, dann geht es ihnen schlecht.“ Kein Witz! Laut Vater ist das so wörtlich gesagt worden.

In der folgenden Zeit wurde unser Haus ungewöhnlich oft Ziel überraschender Überprüfungen durch das Versorgungsamt oder den MDK. Angeblich wegen anonymer Beschwerden über eine schlechte Pflege. Gefunden wurde diesbezüglich aber nichts. Irgendwann sagte sogar mal ein Prüfer des MDK, dass er nicht verstehen kann, warum man ihn immer hier her schickte.

Anfang 2006 eröffneten fast zeitgleich in 3 und 7 Kilometern Entfernung zwei weitere Altenheime mit insgesamt 180 Betten.

Wer war wohl der Betreiber des Hauses im Nachbarort? Genau – unser Landkreis.

Unsere Gemeinde hat dazu sogar einen Teil des alten Ortskerns platt machen lassen und einen 6-stelligen Zuschuss erteilt.

Ab da ging die Belegung, die bisher durchschnittlich 98 % betrug, bis auf unter 60 % zurück. Für ein kleines 23-Betten-Haus, das nur durch private Mittel finanziert wurde, kein lange haltbarer Zustand.

Natürlich war das Haus des Kreises auch nicht gleich voll belegt. Aber die hatten doch einen etwas anderes Finanzpolster.

Wir baten um eine Audienz bei unserem Bürgermeister.

Dieser zeigte sich überrascht und betroffen zugleich und versprach uns alle ihm möglichen Hebel in Bewegung zu setzen um dem seit langem in der Gemeinde etabliertem Arbeitgeber jede mögliche Unterstützung zukommen zu lassen.

Die Unterstützung kam am folgenden Tag in Form eines Anrufs.

Da wir ein Unternehmen führen, das eine 24-Stunden-Betreuung leistet, und nicht einfach Personal einsparen können, so sollten wir doch einfach dieses durch billigere Arbeitskräfte ersetzen. Anbei die Telefonnummer der Stelle die für das Arbeitslosengeld II zuständig ist und u. a. 1,- Euro Jobs vermittelt.

Danach hörten wir von dort nichts mehr. Auch sein Nachfolger antwortete auf ein späteres Schreiben nicht.

Aber noch haben wir nicht aufgegeben...

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